FDP erreicht Vertagung des Grundsatzbeschlusses zur Verkehrsführung am Bahnhof

Artikel aus der Taunus Zeitung vom 18.03.2017:

Nächster Schritt: Schallberechnung Grundsatzbeschluss zur künftigen Verkehrsführung am Bahnhof soll Ende März gefasst werden – Was Anwohner zur Planung sagen

Ideen zum Bahnhofsprojekt gibt es viele – und neue kommen stetig hinzu. Eine wegweisende Entscheidung zur künftigen Verkehrsführung soll jetzt aber getroffen werden.

VON MARTINA JENSONG

Es gibt immer noch viele nicht geklärte Punkte für die künftige Verkehrsführung am Bahnhof. Das zeigte diese Woche auch die Diskussion im Bau- und Umweltausschuss. Dort ging es zum Beispiel um das Für und Wider, den Bahnübergang an der Adenauerallee/Frankfurter Landstraße für den Autoverkehr zu schließen. Wobei die Stadt derzeit die Schließung favorisiert.
Thomas Fiehler (FDP) sprach sich dafür aus, das Grundstück zwischen U- und S-Bahngleisen nicht zu bebauen und daraus eine Erholungsfläche zu machen. Die Stadt will prüfen, ob ein Kreisel anstelle einer ampelgesteuerten Kreuzung in Höhe der Feldbergstraße kommen soll. „Ketzerisches“ brachte SPD-Fraktionschef Dr. Eggert Winter in die Diskussion ein. Nämlich den erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Platz zwischen U-Bahn-Haltestelle Bahnhof und Nassauer Straße zu verkleinern, um mehr Raum für die Bushaltestellen samt Bypass-Spur zu haben.
Einer der vielen interessierten Zuhörer im Publikum war Bernd Peppler. Er kommt nach der Debatte im Ausschuss zu dem Schluss: „In vielen Punkten geht es in unsere Richtung.“ Der Anwohner der Nassauer Straße meint damit den „Bürgerplan“ zur künftigen Verkehrsführung am Bahnhof, an dem er mitgearbeitet hat, und der eben auch den Kreisel, die Erholungsfläche und den geschlossenen Bahnübergang vorsieht – zudem die Nassauer Straße zwischen Feldbergstraße und Adenauerallee näher an die U-Bahntrasse zu legen.
Nach Ansicht von Anwohner Georg Herzan zeigt die Debatte allerdings auch: Wenn im Ausschuss noch so kontrovers diskutiert werde, bedeute dies, der Plan der Stadt habe noch nicht den Reifegrad, um auf dieser Basis einen Grundsatzbeschluss fassen zu können.
Den haben die Ausschussmitglieder auch noch nicht gefasst – die Abstimmung hierzu wurde auf eine Sondersitzung direkt vor der Stadtverordnetenversammlung am 30. März vertagt. Was aber weniger mit dem Vorschlag der Stadt zur künftigen Verkehrsführung zu tun hatte. Die FDP hatte schlicht um mehr Zeit gebeten, um den Bericht zu den Einwänden und Anregungen von Bürgern zum Bahnhofsprojekt, ebenfalls Bestandteil des Grundsatzbeschlusses, in Ruhe durchgehen zu können.
In diesem Bericht ist auch der „Bürgerplan“ Thema, den Georg Herzan und Heinz Renner vor Wochen noch einmal überarbeitet und als Alternative zum städtischen Entwurf in die Diskussion eingebracht hatten. Herzan ist enttäuscht, das Konzept sei von der Stadt „ziemlich unqualifiziert abgelehnt“ worden, meint er. In der Beurteilung der Verwaltung ist unter anderem von einer „Verkehrsphilosophie der 70er Jahre die Rede“, die die Innenstadt vom Verkehr abhänge. Hauptkritikpunkt der Stadt ist die Troglösung, also die Nassauer Straße an mehreren Stellen tiefer zu legen, für die Renner und Herzan plädieren. „Unser Plan funktioniert auch ohne Tieflage“, ist hingegen Bernd Peppler überzeugt. Nach seinem Hauptkritikpunkt am städtischen Entwurf gefragt, antwortet er: „Das fehlende Grün.“ Der Oberurseler, auch Mitglied der Interessengemeinschaft Bahnhof (siehe nebenstehenden Text), ist nach eigenen Angaben mit vielen Anwohnern im Gespräch. Die aktuelle Situation, die Bereitschaft, die Planung fürs Bahnhofsprojekt aktiv mitzugestalten, stuft er als schwierig ein: „Viele Leute und Nachbarn haben aufgegeben und verlassen sich auf ihre Anwälte.“ Laut Peppler warten sie auf den Bebauungsplan, um dann eine Einspruchsmöglichkeit zu haben.
Zu dieser Gruppe gehört Dr. Georg Dierschke jedenfalls nicht: In einem Brief an den Bauausschuss meint der Anwohner der Pfingstweidstraße: „Auch der neueste Vorschlag des Rathauses bedarf tiefgreifender Korrekturen, um nicht in 10 oder 20 Jahren von der Bevölkerungsmehrheit als unverantwortlich gebrandmarkt zu werden.“ Zu den wichtigsten Punkten gehört für ihn: Aus Schallschutzgründen und für mehr Sicherheit auf dem Schulweg sollte der Hauptverkehr stadtein- und auswärts (zwischen Feldbergstraße und Drei-Hasen-Kreuzung) komplett an die SBahn-Linie verlagert werden.
Der Vorschlag der Stadt sieht ja vor, die Nassauer Straße stadteinwärts bis zur Feldbergstraße zur Einbahnstraße zu machen. Stadtauswärts soll es über eine noch zu bauende Einbahnstraße gehen, die über eine weite Strecke an den S-Bahngleisen entlangläuft, um dann in einer Linkskurve wieder auf die Drei-Hasen-Brücke geführt zu werden.
Gerade beim Thema Schallschutz ist der Stadtverwaltung klar, dass die Planung „rechtssicher“ sein muss. In der Diskussion im Bau- und Umweltausschuss unterstrichen gleich mehrere Redner: „Ohne eine Schallberechnung geht nichts weiter.“ Das sei das erste, was die Verwaltung nun in Auftrag geben müsse.