Erst handeln, dann planen?

Leitprojekt Rathausareal der neuen Koalition ohne Plan

Eine große Mehrheit im Bau- und Umweltausschuss hat sich unter Führung der Koalition aus CDU und SPD für die Beplanung des Areals rund um das Rathaus ausgesprochen. Einzig die FDP hat der Mittelfreigabe für den Ideenwettbewerb in Höhe von EUR 102.400,- nicht zugestimmt. Und dies aus gutem Grund, wie Thomas Fiehler (FDP), Mitglied im genannten Ausschuss, ausführt. „Es ist für meine Fraktion nicht nachvollziehbar, dass hiermit nun Fakten geschaffen werden, ohne alle Fakten zu kennen.“

Bislang liegen den Fraktionen keine verlässlichen Zahlen über den Raum- und Platzbedarf der Stadtverwaltung vor. Ebenso vermisst die FDP eine fundierte Kalkulation bezüglich eines Neubaus an anderer Stelle und eine qualifizierte Untersuchung des gesamten Gebäudes auf eventuelle Schadstoffbelastungen. „Am jetzigen Standort besteht lediglich eine Busanbindung vor dem Adenauerzentrum. Bei einem Neubau am Bahnhof wären weitaus mehr Menschen in der Lage, das Rathaus mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen“, so die FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Adler. „Das Argument, ein Rathaus gehöre zentral in die Innenstadt, zieht für uns Liberale nicht. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung kann auf Schusters Rappen das Rathaus erreichen. Die Menschen aus dem Rosengärtchen, Camp-King, Weißkirchen und Stierstadt fahren mit dem Auto“, so Adler weiter.

Es geht der FDP auch nicht nur um die Ansiedlung von Einzelhandel auf diesem Gelände, vorstellbar sind auch andere Dienstleister, die sich an dieser exponierten Stelle niederlassen könnten.

„Die dann dort tätigen Menschen wären, wie die Besucher und Beschäftigten des Rathauses zum jetzigen Zeitpunkt, ebenfalls Frequenzbringer für die Innenstadt und die neuen Geschäfte. Ein nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt sind hierbei auch die daraus resultierenden Gewerbesteuereinnahmen, die der Stadt bei dem nur latent vorhandenen Sparwillen der CDU/SPD Koalition, gut zu Gesicht stünden.“, so Fiehler.

Im vergangenen Jahr hat die Stadtverordnetenversammlung gegen die Stimmen der FDP einen Grundsatzbeschluss mit folgendem Wortlaut gefasst: „Entsprechend der Empfehlung der Untersuchung, das Rathaus umfassend zu sanieren (und das Gebäude nicht niederzulegen), wird der Magistrat beauftragt, die Planungen für eine Sanierung des Rathauses zu konkretisieren und ein Konzept zur Sanierung in mehreren Schritten einschließlich einer Kostenrechnung vorzulegen.“

Es ist also noch nicht zu spät, die Weichen in Richtung einer Planung mit Vernunft und Weitblick zu stellen. Der schöne Blick aus dem sechsten Stock des Rathauses darf eine zukunftsorientierte und für Oberursel nachhaltige Entscheidung nicht beeinflussen. „Wir müssen uns überlegen, wie sich die Innenstadt positiv entwickeln kann, sich die Menschen in Ihr wohlfühlen und wir zukunftsfähig werden. Die Weichen werden jetzt gestellt und operative Hektik sollte dabei tunlichst vermieden werden“, so die Fraktionsvorsitzende Adler abschließend.

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